Gefährliche Ereigniskette.
Sie erinnern sich bestimmt noch: Im ersten Teil unserer Informations-Serie „Zahn um Zahn: Worum’s geht“ haben wir Ihnen die Zähne Ihres Haustiers etwas genauer vorgestellt.
Wir wissen jetzt also, wie sich die Zähne im Leben des Tieres entwickeln, wie die Beißerchen aufgebaut sind und welche Funktion sie erfüllen. Genau die richtige Basis also, um auch gleich im zweiten Teil „Was es sein kann“ auf die Folgen mangelnder oder sogar komplett fehlender Zahnpflege bei Hund und Katze hinzuweißen.
Die Themen
- Teil 1: Worum’s geht – Grundlagen der Zahngesundheit.
- Teil 2: Was es sein kann – Zahnbelag, Zahnstein, Karies & Co.
- Teil 3: Wenn’s ernst wird – wichtige Behandlungsmethoden.
- Teil 4: Was Sie tun können – Prophylaxemaßnahmen.
Was es sein kann – Zahnbelag, Zahnstein, Karies & Co.
Bakterien & Zahnbelag.
Damit fängt alles an: Im Maul Ihres Tieres befinden sich eine Vielzahl von Bakterien. Diese sind soweit nichts ungewöhnliches – sie sind sogar fester Bestandteil der sogenannten Mundflora. Selbst auf einem frisch gereinigten Zahn haften sich schon innerhalb kürzester Zeit erneut Bakterien an. Auch das wäre an und für sich nicht besonders dramatisch. Hätten wir nicht im ersten Teil „Worum’s geht“ darüber aufgeklärt, dass unserem Hund, wie auch unserer Katze, die natürliche Zahnreinigung durch Zerreißen der Beute fehlt. Futterreste werden also nicht abgetragen und bleiben in den Zahnzwischenräumen hängen. Ein wahres Festmahl für die Bakterien, die sich ebenfalls ungestört auf dem Zahn festsetzen und Grund genug für die kleinen Biester, sich weiter auszubreiten.
Die Folge: Zahnbelag.
Dieser Zahnbelag (auch Plaque genannt) legt sich wie ein dünner Film auf den Zahn und lässt sich in einem gewissen Zeitrahmen auch noch ganz gut wegspülen oder wegbürsten. Sollte das aber nicht passieren, wird dieser Plaquefilm immer dicker. Ein wahres Schlaraffenland für die Bakterien und Grundstein für weitere, deutlich problematischere Folgen. Die Mineralien im Speichel werden nämlich von den Bakterien „organisiert“ und fallen somit aus. Dadurch verhärtet sich der Plaquefilm und ….
Die Folge: Zahnstein.
Zahnstein kennt bestimmt jeder, oder?! Braune, harte Beläge auf den Zähnen Ihres geliebten Vierbeiners. Mit Spülen und Bürsten sind diese Beläge leider nicht mehr zu beseitigen. Vielmehr bilden sie durch ihre raue Oberfläche noch mehr Angriffsfläche für neue Zahnbeläge und somit noch mehr Futter für die Bakterien. Die Bakterien haben es sich auch unter der neuen harten Oberfläche gemütlich gemacht und sind jetzt noch bestens vor jedem Zahnputzversuch oder gar Medikamenten geschützt. Die Ausbreitung der Bakterien kann unter diesen Umständen nicht mehr mit einfachem Bürsten verhindert werden. Dazu kommt, dass sich die Zahnsteinbildung jetzt auch penetrant bemerkbar macht: Mit Mundgeruch.
Wenn wir also spätestens jetzt nicht reagieren geht’s auch gleich weiter.
Die Folge: Zahnfleischentzündung.
Wenn der Zahnstein nicht entfernt wird, greifen die Bakterien unaufhaltsam das Zahnfleisch an und verursachen Entzündungen. Ab jetzt wird’s auch noch schmerzhaft. Zwar zeigen das unsere Lieblinge meist nicht sofort, ändert aber nichts dran, dass es schmerzt. Durch den Angriff der Bakterien fängt dann auch noch das Zahnfleisch an zu bluten. Wenn das Ganze dann nicht gestoppt wird und immer schmerzhafter wird, kann es sein, dass Hund und Katz’ irgendwann das Fressen einstellen. Bis dahin breitet sich die Entzündung weiter und weiter aus und arbeitet sich zum Zahnhalteapparat – also dem Verankerungssystem, das die Zähne fixiert, durch.
Die Folgen: Zahnausfall, Knochenentzündung, Organschäden.
Jetzt spricht man von Paradontitis. Die Entzündung zieht von der Oberfläche in die Tiefe. Der Zahnhalteapparat wird zerstört und der Zahn kann ausfallen. Dass dieser Vorgang hoch schmerzhaft für Ihr Tier ist, muss eigentlich nicht erwähnt werden. In solchen Fällen hilft oft nur noch die Entfernung des entzündeten Zahns. Wir würden Sie, lieber Tierbesitzer, jetzt gerne beruhigen und Ihnen sagen, dass damit das Problem beseitigt wäre.
Leider nein: Jetzt fehlt zwar der entzündete Zahn, die Bakterien können sich bis dahin aber schon dem Kieferknochen gewidmet haben und diesen angreifen. Und selbst vor dem Blutkreislauf machen diese lästigen Bakterien dann keinen Halt mehr und finden ihren Weg bis zu den Organen, z.B. das Herz, die Leber oder die Nieren. Dort geht’s dann weiter mit den Entzündungen.
Wirklich so dramatisch?
Ja! Bereits im zweiten Lebensjahr kommt es oft zu Entzündungen des Zahnhalteapparats. Wenn das mit den Zähnen Ihres Hundes oder Ihre Katze also noch ein paar Jahre gut gehen soll, dann wird es Zeit was zu tun!
Was Ihr Tierarzt in solchen Fällen für Ihr Tier tun kann, um diese Prozesse aufzuhalten bzw. Schlimmeres zu vermeiden, zeigen wir Ihnen im nächsten Teil unserer Informationsreihe „Zahn um Zahn: Wenn’s ernst wird“.
Noch Fragen?
Dann schreiben Sie uns oder rufen Sie uns an.
Herzlichst, Ihr
DR.TIER
Dr. med. vet. Stefan Kuscha
Egmating. München.